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Psychoanalytisches Business Coaching

Coach oder Couch? 

Wie Sie für sich die Frage beantworten, ob Sie eher ein Coaching oder eine Therapie machen sollten und was sich hinter dem Begriff „Psychodynamisches Coaching“ verbirgt.

Gerade in der aktuellen Situation stellen sich sicherlich viele die Frage, ob sie bei der Bewältigung von Problemen Hilfe suchen sollten und wenn ja, bei wem? Bei einem Coach? Oder doch lieber eine Therapie machen? Erschwert wird die Frage nach den Unterschieden von Psychotherapie und Coaching noch davon, dass immer mehr Therapeut*innen nach eigenen Angaben nicht nur Therapie anbieten, sondern ebenfalls coachen.

In diesem Artikel werden die Unterschiede zwischen psychodynamischer Therapie und psychodynamischem Coaching näher beleuchtet. Dabei verglichen werden die Themen:

  • Anliegen von Klient*innen
  • Diagnostik
  • Techniken und Methoden

Doch vorweg stellt sich die Frage:

Was ist psychodynamisches Coaching?

Anders als im „klassischen“ Coaching, bei dem der Coachee bestimmte Fähigkeiten wie freies Sprechen oder ein verbessertes Zeitmanagement mithilfe verschiedener Übungen erlernen soll, konzentriert sich ein psychodynamisch arbeitender Coach darauf, zusammen mit dem Klienten unbewusste Prozesse wie Abwehrmechanismen, Ängste und Widerstände aufzudecken und zu bearbeiten, da diese der realitätsbezogenen Erledigung von Aufgaben entgegenstehen können.

So kann z.B. die Schwierigkeit eines Mitarbeiters, Projekte rechtzeitig abzuschließen, aus der unbewussten Angst heraus entstehen, nicht zu genügen oder Vorgesetzte mit weniger „perfekter“ Arbeit zu enttäuschen. Andere Gründe könnten sein, dass man Vorgesetzen eigentlich eins auswischen will und nicht bewusst gefühlter Ärger oder Enttäuschungswut über die Arbeit ausagiert werden. In diesem Fall wäre ein Training zum Zeitmanagement wenig sinnvoll, da es nicht an die Ursachen des Verhaltens herankommt.

Entscheidend für psychodynamisches Coaching ist der Versuch,  Coachees aus ihren gewohnten Denk- und Lösungsmustern herauszuführen und sie darin zu unterstützen, neue Perspektiven auf Situationen und eigenes Handeln zu entwickeln (Giernalczyk & Lohmer 2012). Ein wichtiges Instrument ist dabei die Gegenübertragung von Coaches, um Vermutungen über die noch nicht bewussten Hintergründe eines Anliegens der Coachees zu formulieren. Doch dazu später mehr unter dem Punkt „Technik in psychodynamischer Psychotherapie und psychodynamischem Coaching“.

Coaching oder Therapie? – Anliegen und diagnostische Kriterien

Bei der Frage, ob man sich ein psychodynamisches Coaching suchen sollte oder sich doch lieber einen Therapieplatz, gilt es zunächst die Frage zu beantworten, ob eine Störung mit Krankheitswert vorliegt. Das bedeutet, dass man für eine Therapie bestimmte diagnostische Kriterien erfüllen muss, damit diese von den Krankenkassen übernommen wird. Für den Laien ist hier eine Selbsteinschätzung schwierig. Tests, wie der frei zugängliche BDI-V (Link am Ende des Artikels), können dabei helfen. Ein weiteres Kriterium ist der Leidensdruck – wie sehr leide ich unter meinen Symptomen? Kann ich noch meiner Arbeit nachgehen? Bin ich in der Lage Beziehungen zu Freund*innen oder Partner*innen zu führen?

Häufig suchen Menschen erst eine Therapie auf, wenn sie sich in einer Krise befinden und nicht mehr weiterwissen. Ein Coaching kann helfen, um es nicht so weit kommen zu lassen und Erkrankungen wie Burnout und Depressionen vorzubeugen. Wichtig ist es im Hinterkopf zu behalten, dass Therapien sich in der Regel über Jahre hinziehen und damit aber auch mehr Möglichkeiten bieten, tiefgreifende Veränderungen zu erzeugen. Ein Coaching kann hilfreiche Denkanstöße bieten und wichtige Veränderungsprozesse anstoßen. Es erfordert von Klient*innen jedoch intakte Selbstregulationsfähigkeiten (Rauen, 2003), wie zum Beispiel die Fähigkeit, mit schwierigen Gefühlen umzugehen oder Absichten durch zielgerechtes Handeln zu verwirklichen. Bei Patient*innen sind diese Fähigkeiten häufig nicht mehr ausreichend vorhanden.

Die Frage, ob man eher ein Coaching oder eine Therapie machen sollte, lässt sich meist besser von geschulten Gesundheitsexpert*innen, wie Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen beantworten. Beim Mind Institute finden Sie ausschließlich Coaches, die neben einem abgeschlossenen Psychologiestudium auch über eine psychotherapeutische Weiterbildung verfügen und Sie, falls Sie eine Therapie benötigen sollten, auf der Suche nach einem Therapieplatz unterstützen können.

Technik in psychodynamischer Therapie und im psychodynamischen Coaching

Eine zentrale Grundlage aller psychodynamischen Therapien ist das Beziehungserleben. Dies gilt nicht nur für die therapeutische Technik, die von der Arbeit an der therapeutischen Beziehung lebt, sondern auch für das Verständnis der Störung selbst, die vollständig oder zum Teil als Ausdruck besonderer, belasteter Beziehungsmuster aufgefasst wird (Küchenhoff 2005). Lebensgeschichtlich bedeutsame Beziehungserfahrungen werden verinnerlicht und prägen unsere gegenwärtigen Beziehungen. Eine solche Verinnerlichung früher Beziehungserfahrungen kann dazu führen, dass wir diese Erfahrungen in der Gegenwart wiederholen denn wir gehen unbewusst davon aus, dass sich unsere Partner und Freunde ebenso verhalten wie unsere frühen Bezugspersonen. So nehmen wir manchmal diese Reaktionen vorweg und schaffen dadurch erst Raum für die Wiederholungen. Unsere Erfahrungen aus Beziehungen, die Wünsche, Erwartungen und Befürchtungen, werden also auch  auf Therapeut*innen oder einen Coach übertragen. Die Gegenübertragung, also die Reaktion der Therapeutin oder Coachs ist der wichtigste Schlüssel zum Verständnis der verinnerlichten Beziehungswelt des Patienten bzw. Coachees.

Übertragung und Gegenübertragung

Übertragung und Gegenübertragung sind Begriffe, die aus der psychodynamischen Psychotherapie stammen. Mit Übertragung wird gemeint, dass sich in unserem aktuellen Erleben immer Verbindungen zu Erinnerungen herstellen und Erfahrungen aus der Vergangenheit in die aktuell erlebte Gegenwart übertragen werden. Man spricht hier auch von einer Neuinszenierung von Erinnerungen unter veränderten äußeren Bedingungen, ein Vorgang, der unbewusst abläuft und sich ständig wiederholt (Barwinski, 2010). Gegenübertragung meint die Reaktion des Beziehungspartners (z.B. der Therapeutin) auf das Übertragungsgeschehen.

Die Übertragung ist ein ganz natürlicher Prozess der Psyche, um uns beispielsweise vor Reizüberflutung zu schützen, Situationen schneller einschätzen zu können und uns handlungsfähiger zu machen. Nur wenn Übertragungen die Realität zu sehr verzerren, unsere Beziehungen gefährden und uns handlungsunfähig machen, kann es sinnvoll sein, sich mithilfe eines Dritten Übertragungsprozesse anzuschauen.

Bei unserem ersten Beispiel mit dem Mitarbeiter, der es nicht schafft, Projekte rechtzeitig abschließen, könnte es im Bezug auf seinen Chef zu einer negativen Vater-Übertragung gekommen sein. Vielleicht ist er mit einem strengen, autoritären Vater aufgewachsen, der hohe Anforderungen stellte und dem gegenüber er sich häufig als hilflos und unzureichend erlebt hat. Diese Beziehungserfahrung wird auf die aktuelle Beziehung mit dem Chef projiziert,     d. h. der Mitarbeiter erlebt den Chef als sehr fordernd und hat erneut das Gefühl dessen hohen Ansprüchen nicht gerecht werden zu können, was jedoch vielleicht nur wenig mit der Realität zu tun hat. Im Coaching könnte ein Coach in der Gegenübertragung ähnliche Gefühle erfahren, so könnte er sich dem Mitarbeiter gegenüber gehetzt oder wenig kompetent fühlen. Dann würde er sich wie der Coachee fühlen. Erkennt der Coach diese Gefühle als Gegenübertragungsgefühle, da diese zuverlässig im Coaching mit genau diesem Klienten auftreten, kann er sie verwenden, um mit dem Coachee Übertragungsprozesse in seinen aktuellen Beziehungen besser zu verstehen. Alternativ könnte es zu der Situation kommen, dass der Coach plötzlich gereizt und streng reagiert, sich von der scheinbaren Inkompetenz des Mitarbeiters angestrengt fühlt. Auch diese Gegenübertragung ist spannend, denn dann fühlt sich der Coach wie das Gegenüber seines Coachees.

Anders als in einer analytischen Psychotherapie arbeitet man sowohl im psychodynamischen Coaching, als auch in einer tiefenpsychologischen Psychotherapie eher an als in der Übertragung. Das bedeutet, dass man sich auf das Betrachten von Beziehungen im Außen konzentriert z.B. mit Kolleg*innen und die Beziehung zwischen Coach und Coachee weniger in den Vordergrund tritt. Die Interventionen sind eher stützend und klärend. Jedoch benutzt ein psychodynamischer arbeitender Coach genau wie ein psychodynamischer arbeitender Therapeut seine Gegenübertragung, um dem Klienten Verhalten zu spiegeln und bisher noch unbewusste Gefühle, Wünsche oder Abwehrstrategien bewusst zu machen.

Während bei einer psychodynamischen (tiefenpsychologischen) Langzeittherapie meist insgesamt 100 Stunden beantragt werden, die einmal wöchentlich abgehalten werden, wird im Coaching die Anzahl der Sitzungen individuell mit dem Klienten vereinbart. Beim Dynamind Coaching empfehlen wir 10-20 Sitzungen, einmal wöchentlich, um genug Zeit zu haben in ein prozesshaftes Arbeiten zu kommen. Je geringer die Anzahl der Sitzungen ist, desto mehr ist der Coachee gefordert, das Angestoßene allein weiterzuführen.

Bezüglich der Haltung und Interventionstechnik lassen sich also einige Gemeinsamkeiten zwischen psychodynamischem Coaching und psychodynamischer Therapie feststellen. Der wichtigste Unterschied bleibt die unterschiedliche Länge beider Verfahren, so dass ein Coaching in der Regel viel begrenzter ist als eine Therapie und man im Coaching dementsprechend schneller einen deutlichen Fokus setzen muss. Das Aufklären bestimmter Beziehungsmuster kann im Coaching eher als Denkanstoß gesehen werden  und der Coachee muss mit dem im Coaching erworbenen Wissen wesentlich früher alleine weiterarbeiten  als in einer Therapie. Dafür wird fokussierter gearbeitet, das Unbewusste wird dadurch schneller und konkreter benannt und es können in kürzerer Zeit Veränderungen angestoßen werden.

Auch sollte der Unterschied in der Zielsetzung nicht aus den Augen verloren werden: Therapie hat das Ziel, ein zentrales Konfliktgeschehen zu klären, dass den Patienten in Bereichen wie Arbeit oder in seinen Beziehung massiv belastet und begleitende Symptome zu lindern, oder im besten Fall zu beseitigen. Ein Coaching hat das Ziel, die Arbeits- und Lebensqualität zu verbessern, ungenutztes Potential zu entdecken und Momente der Stagnation zu lösen. Die Anliegen von Menschen, die ein Coaching aufsuchen, können sehr unterschiedlich sein: Manche wollen ihre Soft Skills verbessern, wie die Fähigkeit zur Selbstreflexion und ihr Kommunikations- bzw. Einfühlungsvermögen. Andere sind auf der Suche nach Neuorientierung im Job oder wollen sich auf einen neuen Karriereschritt vorbereiten.

Im Bereich der Prävention psychischer Erkrankungen, wie Burnout und Depressionen, bei denen z.B. Persönlichkeitsmerkmale wie übermäßiger Ehrgeiz oder Überengagement eine Rolle spielen, sind die Übergänge zur Therapie fließend. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal bleibt, dass im Rahmen eines Coachings keine psychische Erkrankung behandelt werden kann.

Zusammenfassung

Ob man sich für ein psychodynamisches Coaching oder eine psychodynamische Therapie entscheidet hängt von diagnostischen Faktoren ab, wie ob eine Störung mit Krankheitswert vorliegt, wie hoch der Leidensdruck ist und ob man sich in einer Krise befindet, in der man dringend Hilfe benötigt.

In der Technik lassen sich Gemeinsamkeiten, wie das Nutzen der Übertragung- und Gegenübertragung, sowie das Aufdecken unbewusster Dynamiken, Wünsche und Gefühle  feststellen. Durch die zeitliche Begrenzung muss im Coaching schneller ein Fokus gesetzt werden und die Arbeit kann eher als Denkanstoß, als ein Durcharbeiten bestimmter Konfliktfelder gesehen werden.

Coaching bietet dadurch allerdings auch die Möglichkeit, in kürzerer Zeit Veränderungsprozesse anzustoßen,  die Arbeits- und Lebensqualität zu verbessern, psychischen Erkrankungen, wie Burnout, vorzubeugen und bisher ungenutztes Potential auszuschöpfen.

 

Sophie Grußendorf, Psychologin und Coach bei DynaMind

 

Wenn Sie noch Fragen zu den Unterschieden von Coaching und Psychotherapie haben oder Sie sich für ein psychodynamisches Coaching interessieren, dann vereinbaren Sie doch ein kostenloses Vorgespräch bei einem unserer Coaches in unserem Kontaktformular.

 

Test BDI -V

Höhere Werte bei diesem Test zeigen eine stärkere depressive Stimmung an. Als optimaler Cut-Off-Wert für depressive Störungen für diesen Test wurde ein Punktwert von ≥ 35 ermittelt. Sollten Sie also einen Wert von 35 oder höher auf diesem Test erreichen, könnte bei Ihnen eine depressive Erkrankung vorliegen. Dies kann jedoch nur von einer Psychiaterin oder einem Psychotherapeuten definitiv diagnostiziert werden. Auch bei einem niedrigen Wert können Sie jederzeit Kontakt zu ihrem Hausarzt aufnehmen, wenn Sie das Gefühl Hilfe zu benötigen.

 

Quellen

Barwinski, R. (2010). Die erinnerte Wirklichkeit. Kröning: Asanger.

Giernalczyk, T. & Lohmer, M. (2012). Das Unbewusste im Unternehmen. Psychodynamik von Führung, Beratung und Change Management. Schäffer-Poeschel: Stuttgart.

Küchenhoff J (2005). Psychodynamische Kurz- und Fokaltherapie. Theorie und Praxis. Stuttgart: Schattauer.

Rauen C (2003). Unterschiede zwischen Coaching und Psychotherapie. Organisationsberatung – Supervision – Coaching 3: 289–292.