Der „Dreiklang“ des Psychodynamischen Business Coachings – oder wie man einen persönlichen Knoten zum Platzen bringen kann
Viele Führungskräfte, die zu uns ins Coaching kommen, sind sehr gut ausgebildet und arbeiten mit ausgeprägter beruflicher Expertise. Obwohl Sie in vielen Bereichen exzellente Arbeit leisten und in den meisten Bereichen mühelos zurechtkommen, tauchen an der ein oder anderen Stelle doch auch Konflikte oder Problembereiche auf, in denen sie selbst nicht weiterkommen. In diesem Fall kann psychoanalytisches Business Coaching helfen, den Konflikt zu verstehen und eigene Lösungswege zu finden. Doch welche Ebenen sind dabei wichtig, damit der Konflikt gelöst und der Knoten zum Platzen gebracht werden kann?
Von außen nach innen
Meist lohnt es sich, die Ebenen von außen nach innen genauer unter die Lupe zu nehmen. Konkret bedeutet das, sich von der institutionellen Ebene, über die individuelle Ebene – also den individuellen Beitrag, den jemand zu dem aktuellen Konfliktgeschehen beiträgt – hin zur dahinterliegenden unbewussten Dynamik zu bewegen. Am besten wir sehen uns das anhand eines fiktionalen Beispiels genauer an:
Eine Führungskraft kommt mit dem Problem ins Coaching, dass er am Limit arbeitet, das Fass kurz vorm Überlaufen ist und er Sorge hat, sein Privatleben zu sehr zu vernachlässigen. In der Exploration wird deutlich, dass seine Kollegen und Mitarbeiter alles bei ihm abladen und während er im Vergleich zu seinen Kollegen ein Vielfaches von den Arbeitsbereichen abdeckt, geben sich die anderen beiden Kollegen auf der Führungsetage mit weitaus weniger Arbeitsbereichen und Aufgaben zufrieden. Dies ärgert den Klienten, nichtsdestotrotz ist er nicht in der Lage, etwas an seiner Situation zu ändern. Er kommt selbst gar nicht auf den Gedanken, dass sich die anderen Führungskräfte auch an der Arbeitsteilung beteiligen könnten und sich seinen Ärger zuzugestehen. Er kommt sich eher schäbig vor, solche Gedanken überhaupt zu haben. So frisst er lange seinen Groll in sich hinein und merkt erst durch seine leichte Reizbarkeit und die Sorgen seiner Partnerin um seine Gesundheit, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Die Biographie wiederholt sich
Bei genauerem Hinsehen, wird deutlich, dass er auf Situationen im Unternehmen, in denen er sich behaupten, abgrenzen und nein sagen muss – also überall da, wo er das „Subjekt-Sein“ wagen müsste, damit reagiert, seine Aggression zu vermeiden, Konflikten aus dem Weg zu gehen und bereitwillig alle Anfragen der Kollegen und Mitarbeiter zu übernehmen. Das Gefühl, jemanden zu enttäuschen oder gar anderen seinen Ärger zuzumuten, ist für ihn nur schwer vorstellbar. Er ist stets damit beschäftigt, was er denkt, was andere von ihm erwarten und identifiziert sich mit ihnen so weit, dass er seine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Interessen dabei völlig vernachlässigt. Es scheint auch selbstverständlich für ihn zu sein, dass er die Erwartungen der anderen erfüllt. Damit bringt er sich jedoch immer wieder in Situationen, in denen er nicht sein möchte, die er aber selbst auch mit aufgebaut hat. Da er selbst nicht genau weiß, was er eigentlich will und was er sich wünscht, wird er jedoch schneller Opfer von Menschen – also seinen Kollegen und Mitarbeitern – die diese Schwäche bemerken und in Folge (manchmal auch unbewusst) ausnutzen.

Nicht selten kennen unsere Coaching-Klienten das Verhalten, das sie im Arbeitskontext an den Tag legen und ihnen Probleme bereitet, bereits aus ihrer eigenen Biographie. Fiktional könnte der oben genannte Coaching-Klient beispielsweise aus einer großen Patchworkfamilie kommen, in dem die Mutter rastlos, streng und eher pragmatisch war und viel gearbeitet hat und der Vater durch seinen Schichtdienst tagsüber kaum zur Verfügung stand, da er zu zumeist schlief, wenn das Familienleben stattfand. Da die Mutter ihre Aufgaben hatte, mussten die Kinder im Alltag eher funktionieren. Zudem war die Mutter immer darauf bedacht, dass die Kinder Rücksicht nehmen und den Vater, der sonst missgelaunt war, nicht wecken. Auch wenn dies nur die grobe Skizze einer möglichen Biografie ist, musste der Klient sich in diesem Gefüge anpassen, seine eigenen Wünsche und seine aggressiven Impulse zurückstellen, um die Aufmerksamkeit und Zuwendung zu bekommen, die er von seinen Eltern brauchte.
Muster verstehen und lösen
Auch wenn dieser Klient vieles an Rüstzeug für sein Leben mitbekommen hat und vieles gut bewältigen kann, stellt dieses Muster, das ihm damals dienlich war, heute einen Bereich dar, der ihm an der ein oder anderen Stelle Schwierigkeiten bereitet. Auch als er einen psychoanalytischen Businesscoach aufsucht, wiederholt sich dieses Muster. Abermals zeigt er sich sehr angepasst, rücksichtsvoll und konfliktvermeidend und spricht eher von anderen als von sich selbst. In einem gemeinsamen Coaching-Prozess kann dieses Muster vor dem Hintergrund seiner individuellen Lebensgeschichte verstanden und die dabei aufkommenden Gefühle bearbeitet und eingeordnet werden. Auch wenn der Coach dem Coachee keine „Tools“ im klassischen Sinne mitgibt, wurde doch ein Raum geschaffen, durch den der Coachee dabei unterstützt wurde, sich selbst besser zu verstehen und sein subjektives Erleben als bedeutsam wahrzunehmen. Allmählich gelingt es ihm, neue Verhaltensweisen im Arbeitsalltag auszuprobieren, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen und Konflikte offener anzusprechen.
Falls auch Sie den Wunsch haben, einen persönlichen Knoten zum Platzen zu bringen, helfen wir Ihnen. Kontaktieren Sie uns gerne!
Dipl. Psych. Julia Perlinger, Coach bei dynaMIND