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Psychoanalytisches Business Coaching

Die Neurose des Chefs – wie die Persönlichkeit der Führungskraft das Unternehmen prägt

Moderne Unternehmer*innen wissen, dass der Erfolg eines Unternehmens auch stark von der Persönlichkeit der Führungsperson abhängt. Wir wollen Ihnen in unserem Artikel einige Persönlichkeits- und Führungsstile, ihre Stärken und ihre blinden Flecken vorstellen. Wer weiß, vielleicht finden Sie sich in unseren Beschreibungen ja wieder?

Auch wenn wir Menschen manchmal von Situation zu Situation ganz unterschiedlich sind, so hat doch jeder von uns seinen ganz eigenen Persönlichkeitsstil. Das ist die Art und Weise wie wir durchs Leben und damit auch durch berufliche Herausforderungen gehen. Es ist die Art, wie wir Ereignisse wahrnehmen, erleben und auf sie reagieren. Die Psychoanalyse würde an dieser Stelle noch ergänzen: es ist auch die Art und Weise, wie wir mit unbewussten Wünschen umgehen und mit anderen Teilen von uns selbst, die uns nicht oder nicht ganz bewusst sind. Wir alle haben zwar ein mehr oder weniger differenziertes Bild von uns selbst, aber sogenannte „blinde Flecken“ hat auch jeder Mensch.

Im psychoanalytischen Denken werden Führungsstile nie getrennt von der Persönlichkeit betrachtet. Der Führungsstil ist sozusagen wie verwoben mit dem persönlichen Stil der Führungskraft. Fragen im Coaching nach einem authentischen eigenen Führungsstil sind insofern Fragen nach dem eigenen Stil. Wer sich gut kennt, der versteht auch andere besser, der identifiziert Entwicklungspotentiale und vermeidet Fallstricke. Für einen solchen Prozess ist jedoch häufig eine Spiegelung und Rückmeldung durch eine qualifizierte zweite Person, optimal also durch ausgebildete Coaches nötig. Erst so kann es gelingen unbewusste oder unbemerkte Persönlichkeitsanteile zu erkennen und zu reflektieren. Gelingt es, dann kann man flexibler denken und handeln, neue Freiheitsgrade schaffen und wieder mehr „Herr oder Frau im eigenen Haus“ werden.

In der psychoanalytischen Theorie und in der Coaching Praxis hat sich gezeigt, dass es einige grundlegende Strukturen und sich wiederholende Muster gibt, die sich als Persönlichkeits- und Führungsstile herausgebildet haben. Ich möchte Ihnen im Folgenden einige dieser der wichtigsten Führungsstile vorstellen. In unseren Coachings legen wir großen Wert auf die Individualität und die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen. Wir bitten Sie von daher, beim Lesen im Hinterkopf zu behalten, dass diese Kategorien Denkanstöße sind und sich die wenigsten Menschen nur einer Kategorie zuordnen lassen.

Der paranoide Führungsstil

Der paranoid geprägte Führungsstil funktioniert nach außen meist gut. Insgeheim ist er jedoch durch Misstrauen und unterschwellig auch manchmal durch Feindseligkeit charakterisiert. Menschen mit paranoidem Stil scheinen ständig Bedrohungen zu wittern und in Alarmbereitschaft zu stehen.
In ihrer Biographie haben diese Menschen tatsächlich meist nüchterne, kontrollierende oder manchmal sogar feindselige Beziehungserfahrungen erlebt. Nun erleben sie andere ebenfalls als bedrohlich, sie befürchten und vermuten, erneut getäuscht, ausgenutzt und hintergangen zu werden. Ihre eigene Enttäuschung, Wut oder Feindseligkeit nehmen sie dabei häufig nicht wahr, sondern sie erleben sich selbst als höflich und korrekt. Andere hingegen werden als feindselig wahrgenommen, was letztendlich auch eine Projektion der eigenen Feindseligkeit ist. In der Folge treten sie ihren Mitmenschen gegenüber misstrauisch auf. Auf diese Weise stellen sie immer wieder jene Beziehungsmuster her, die sie eigentlich meiden wollten oder sie ziehen sich zurück.

Für Führungskräfte mit paranoidem Stil liegt in dieser misstrauischen Art sowohl ihre größte Stärke, aber auch ihre Schwäche. Zum einen benötigt eine solche Führungsperson ein gewisses Maß an Misstrauen möglichen Risiken und politischem Agieren gegenüber. Ihre kritische Haltung ermöglicht ihnen außerdem eine hohe Sensibilität für mögliche Fehlerquellen. Andererseits haben sie meist Schwierigkeiten, enge Beziehungen und nützliche Netzwerke herzustellen. Zudem führt ihre defensive Haltung an mancher Stelle zum Verlust der Fähigkeit, spontane Entscheidungen zu treffen und entsprechend zu handeln.

Der schizoide Führungsstil

Menschen mit einem schizoiden Persönlichkeitsstil sind Einzelgänger. Sie bleiben gern für sich, sind im Kontakt eher distanziert, wenig emotional und wirken manchmal unbeteiligt oder gleichgültig. Ihre Stärke liegt darin, unabhängig zu denken und zu erleben. Emotionale Nähe macht ihnen Unbehagen oder gar Angst, die Unberechenbarkeit von Emotionalität wehren sie durch technische, mechanische oder ideologische Ordnung ab.

Schizoid strukturierte Führungspersonen denken nicht in Beziehungsstrukturen, sondern leben und arbeiten gerne alleine. Ihre Stärke liegt in ihrer Aufgabenorientierung, Autonomie, Objektivität und in ihrer oft originellen Denkweise. Zudem lassen sie sich nicht instrumentalisieren und haben keine Schwierigkeiten damit, ihre Meinung zu sagen, wenn sie eine eingeschlagene Strategie für falsch halten. Auch ihr verminderter Drang, momentanen Stimmungen im Team oder auch großen Ideen kurzentschlossen nachzugehen, kann von Vorteil sein. Durch ihr geringes soziales Interesse lassen sie ihren Mitarbeiter*innen oft auch viele Freiräume und Spielraum für neue Ideen. Gleichzeitig stellt ihr geringes soziales Interesse auch ihre größte Schwäche dar. So halten sie sich nicht gerne unter Kolleg*innen auf, Kommunikation fällt ihnen schwer. So werden von schizoid strukturierten Führungskräften Konflikte häufig umgangen, aber es gibt auch wenig Feedback oder positive Rückmeldung.

Der narzisstische Führungsstil

Der narzisstisch geprägte Führungsstil ist geprägt durch die Überzeugung der eigenen Grandiosität und Bedeutsamkeit. Sie wirken sehr selbstbewusst, kompetent und vital, dann aber auch wieder emotional nicht zugänglich, wenig greifbar und sehr kränkbar. Unbewusst fehlt es narzisstischen Führungskräfte an Wärme, Zuneigung und Liebe, sie sind in ihrer Biographie häufig schon als Kinder für die narzisstischen Aufwertung ihrer Eltern benutzt worden. So streben sie bis heute nach Macht, Erfolg und Bewunderung, werden aber scheinbar niemals wirklich „satt“; ihr Selbstwert bleibt immer abhängig von der Bewunderung durch andere und damit enorm fragil.

Der Vorteil einer narzisstischen Führungskraft liegt häufig in ihrer Intelligenz, ihrer Fähigkeit, Visionen zu schaffen sowie in ihrem Streben nach Erfolg. Sie regen neue Projekte an und scheuen sich auch vor radikalen Veränderungen nicht zurück. Dadurch gelingt es ihnen, andere für sich zu gewinnen und sie für die geplanten Veränderungen zu begeistern. Werden ihre Bedürfnisse jedoch nicht erfüllt, so reagieren sie häufig wütend und gekränkt. Zudem kann ihre Beziehungsgestaltung durch fehlende Empathie, Respektlosigkeit, Unverbindlichkeit und starker Instabilität geprägt sein. Für narzisstisch strukturierte Führer ist es außerdem oft schwer, initiierte Projekte kontinuierlich zu verfolgen und bis zum Ende umzusetzen. Zudem laufen sie bei einer zu hohen Frequenz an Veränderungen Gefahr, ihre Mitstreiter*innen zu verlieren. Dies wird auch durch ihre mangelnde Empathie- und Kritikfähigkeit sowie durch ihren Neid auf andere befördert. Da narzisstisch strukturierte Führungspersonen kritische Mitarbeiter*innen auch gern an den Rand drängen und sich eher mit Menschen umgeben, die sie idealisieren und bewundern, fehlen ihnen dann auch Korrekturmöglichkeiten.

Der depressive Führungsstil

Führungskräfte mit einem depressiven Stil zeichnen sich durch eine freundliche, kooperative und sehr um andere bemühte Art aus. Unbewusst sind solche Führungskräfte aber mit der Angst beschäftigt, andere zu verlieren, von denen sie sich seelisch als abhängig erleben. Daraus ergibt sich ihre passive Art im Kontakt mit anderen, ihre Neigung, Konflikte zu vermeiden sowie ein geringes Durchsetzungsvermögen und häufige depressive Stimmungen.

Nach außen verhalten sich depressiv strukturierte Führungskräfte oft angepasst, und sie richten ihre Wut lieber auf sich selbst, wenn etwas falsch läuft. Damit verkörpern sie das Gegenteil des gängigen Ideals einer Führungsperson, das durch ein gutes Durchsetzungsvermögen und einen starken Selbstwert gekennzeichnet ist. Die Stärke depressiv strukturierter Führungskräfte liegt in ihrer durchdachten, die Meinung anderer berücksichtigenden und einen Konsens anstrebenden Art. Liegen wichtige Entscheidungen an, gehen sie oft sehr vorsichtig und sorgfältig vor. Zudem können sie sich gut in ihre Kollegen, Mitarbeiter oder Kunden hineinversetzen und deren Perspektiven übernehmen. Darüber hinaus ist ihnen der Zusammenhalt und die Harmonie im Team sehr wichtig. Dies zeigt sich oft durch das Anbieten von Unterstützung, dem Vermeiden von Konflikten und dem Initiieren von gemeinsamen Aktivitäten. Ihre konfliktvermeidende Art kann jedoch auch problematisch sein, insbesondere, wenn konstruktive Konflikte nötig wären. Zudem besteht bei depressiv strukturierten Führungskräften die Gefahr, dass sie in eine depressiv getönte Lethargie verfallen, in der sie Schwierigkeiten haben, konzentriert, motiviert und interessiert zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen, die Initiative zu ergreifen und neue Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.

Der zwanghafte Führungsstil

Führungskräfte mit einem zwanghaften Führungsstil sind stets darum bemüht, alles richtig zu machen und die Situation unter Kontrolle zu haben. Sie wirken sehr strukturiert und dabei aber auch häufig angespannt und gereizt. Unbewusst fürchten sie den Einfluss und die Macht anderer, durch die sie sich als hilflos und ohnmächtig erleben. Ein solch grundlegendes Beziehungsmuster ist aus psychoanalytischer Sicht durch entsprechende biographische Erfahrungen erklärbar. Das Erleben von übermächtigen und kontrollierenden anderen in der Biographie wird von zwanghaft strukturierten Menschen als so quälend erlebt, dass sie als Erwachsene dann um jeden Preis selbst die Kontrolle über alles und alle haben zu müssen.

Sichtbar wird dies bei Führungskräften mit zwanghaften Anteilen häufig in ihrer Affinität für Ordnung, Planung, Klarheit und Präzision. Im Schaffen von Strukturen, dem genauen Planen von Handlungsprozessen, sowie dem peniblen Einhalten von Rückkopplungsschleifen liegt auch ihre größte Stärke. Von Vorteil sind außerdem ihre klaren Vorgaben, wodurch ihre Entscheidungen sowie ihre Delegation von Aufgaben und Macht eindeutig sind. Andererseits besteht jedoch die Gefahr, dem Perfektionismus zu verfallen, eine übermäßige Bürokratisierung vorzunehmen, den Blick für das große Ganze zu verlieren und unflexibel auf neue Ereignisse reagieren zu können. Durch ihren Hang zur Kontrolle können Spontanität, Kreativität und Impulsivität von ihnen manchmal kaum ertragen werden. Insbesondere in Belastungs- und Krisensituationen neigen zwanghaft strukturierte Führungspersonen dazu, ihren Mitarbeitern und Kollegen wenig Entscheidungs- und Handlungsspielräume zuzugestehen. Dies kann sich auch lähmend auf Entscheidungsprozesse auswirken und irrationalen Ängste vor dem Vorgesetzten schüren.

Der histrionische Führungsstil

Die histrionisch strukturierte Führungskraft gewinnt andere für sich, ihr Auftreten ist schillernd, lebendig, aber wenig beständig und zuverlässig. Psychoanalytisch lässt sich der histrionische Führungsstil vor einem nicht bewältigten Ödipuskomplex verstehen. Das bedeutet in Kürze so viel wie die Tatsache, dass histrionische Menschen es nicht ertragen, ausgeschlossen zu sein oder nicht im Mittelpunkt zu stehen. Sie sind häufig sehr im Außen orientiert, mit starkem emotionalem Ausdruck aber wenig Innerlichkeit.

Die Fähigkeit von Führungskräften mit histrionischem Stil, sich gut in andere hineinversetzen und sie dadurch verführen zu können, wird von ihrem Gegenüber oft als sehr lebhaft, unkonventionell und faszinierend erlebt. Gleichzeitig sind sie flexibel in ihren Ansichten und weisen eine naive, kindliche sowie kreative Art auf. Diese hat zum Vorteil, dass sie bei Mitarbeitern und Geführten rasch ein Gefühl von Vertrautheit und Loyalität auslösen, aber auch ein gutes Gespür für die Prozesse auf dem Markt und in Organisationen aufweisen. Zudem gehen histrionische Führungskräfte gerne in Konkurrenz, in denen sie sich lustvoll durchsetzen können. Gleichzeitig sind sie aber auch oft sprunghaft, dramatisierend und weisen häufig eine mangelnde Selbstdisziplin sowie die verminderte Fähigkeit, zwischen Phantasie und Realität unterscheiden zu können, auf. Durch ihr ständiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit laufen sie in Gefahr die konstruktive Erfüllung von Aufgaben zu behindern. Zudem scheitern sie oft darin, dauerhaft eine erwachsene Führungsposition einzunehmen und rationale Entscheidungen zu treffen.

M.Sc. Julia Perlinger, Coach bei Dynamind. 

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