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Psychoanalytisches Business Coaching

Frauen in Führungspositionen – weibliche Identität und Macht

Nach wie vor gibt es deutlich weniger Frauen als Männer in Führungspositionen. Obwohl es weder an der Motivation noch an den Fähigkeiten mangelt, werden nur rund 16 Prozent der knapp 1,3 Millionen Unternehmen in Deutschland von Frauen geführt. Doch warum ist das so? Liegt es an den „Männerclubs“, die gerne unter sich bleiben wollen und sich durch die Anwesenheit von Frauen nicht verunsichern lassen möchten? Oder liegt es doch an dem unterschiedlichen Bezug von Frauen und Männern zum Thema Einfluss und Macht? Bei diesem komplexen und viel diskutierten Thema lohnt sich ein psychoanalytischer Blick auf das Phänomen. Welche innerseelischen Dynamiken hinter dem Phänomen stecken und wie psychoanalytisches Businesscoaching Ihnen dabei helfen kann, den nächsten Karriereschritt zu meistern, erfahren Sie hier.

Weibliche Identität und Macht

Nach Max Weber (1922) ist Macht „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht«. Diese Definition verweist auf die mikropolitische Ebene von Macht – also all jene Verhaltensweisen und Strategien, die im Unternehmensalltag eingesetzt werden, um die eigenen Interessen in Bezug auf die eigene Karriere zu erreichen. Zu diesen alltäglichen Strategien gehören unter anderem das Nichtmitspielen lassen Kollegen, das Strippen ziehen im Hintergrund oder auch das Networken zu den alltäglichen Strategien. Um die eigene Macht aufrecht zu erhalten oder zu erweitern, müssen diese Machtmittel jedoch nicht nur strategisch klug eingesetzt werden, sondern es bedarf auch der Fähigkeit, sich von Anderen und deren Interessen abgrenzen und eigene Interessen durchsetzen zu können. Diese Form des Strebens nach Macht kommt im weiblichen Geschlechtsstereotyp – gemeinschaftsorientiert, teamorientiert, harmoniebedacht, einfühlsam und bescheiden zu sein – jedoch nicht vor.

Doch wie beeinflusst die Identifikation mit dem weiblichen Stereotyp das mikropolitische Verhalten von Frauen? Jene Frauen, welche eine starke Identifikation mit dem weiblichen Stereotyp aufweisen, sind meist die „gute Seele“ des Betriebs und meiden eher konkurrenzorientiertes Verhalten. Ihnen liegt mehr an einer hohen Gemeinschaftsorientierung und an der Verbundenheit mit dem Kollektiv. Häufig erleben diese Frauen mikropolitisches Verhalten als schuldhaft. Gelingt es jedoch, eine kritische Distanz zum weiblichen Stereotyp einnehmen zu können, steht den Frauen eine breitere Palette an Verhaltensweisen gegenüber, welche – souverän eingesetzt – eine wichtige Strategie zur Macht darstellen.

Zudem weisen Frauen häufig ein anderes Verhältnis zur Macht auf als Männer. Dies konnte in einer Studie an 21.000 HochschulabsolventInnen belegt werden. Hier zeigte sich, dass Männer den Bereichen „Geld“ und „Macht“ einen größeren Stellenwert beimessen als Frauen. Frauen dagegen waren das „Image“, die „ethischen Werte“ und der „Kontakt zu Freunden“ wichtiger als den Männern (Informationsdienst Wissenschaft, 2011). Damit korrespondiert, dass der Fokus der Karriereplanung bei Männern eher darauf ausgerichtet ist, den nächsten Karriereschritt zu machen. Frauen sind dabei zögerlicher. Bei Ihnen sind auch häufiger Ambivalenzen in Bezug auf die bevorstehende Beförderung und die damit verbundene (Macht-)position zu beobachten. Beispielsweise berichtete eine Klientin, dass sie von ihrem Chef immer wieder dazu aufgefordert werde, die Projektleitung zu übernehmen, sie sich jedoch unsicher sei, ob sie diese auch übernehmen möchte: „Wenn ich die Stelle annehme, hätte ich zwar eine bessere Position im Unternehmen. Nur habe ich dann gar keine Zeit mehr für meine Freunde und meine Hobbies“.

Eine Führungsposition will richtig ausgefüllt sein…

Darüber hinaus ist Macht etwas Lustvolles, Lebendiges und Schöpferisches (Nietsche, 1983), was einer selbstbestimmten, lustvollen Inanspruchnahme des eigenen (weiblichen) Körpers und der damit verbundenen Potenz bedarf. Ist die lustvolle Besetzung des weiblichen Körpers und seiner Potenz gehemmt, gerät auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ins Wanken – das souveräne Auftreten schwindet. Häufig wird auch die Vereinbarkeit von Karriere und Familie als Grund genannt, dem bevorstehenden Karriereschritt zögerlich gegenüberzustehen. Hier besteht die große Angst, ihre weibliche Sexualität und Mütterlichkeit für die Organisation opfern zu müssen und den Spagat zwischen Beruf und Familie nicht schaffen zu können. Diese Ambivalenz ist bei Männern seltener zu beobachten. Wie sehr Erfolg, Macht und weibliche Sexualität und Identität miteinander verwoben sind, zeigt sich auch in der Serie „Borgen – gefährliche Seilschaften“. Hier verliert die Protagonistin der Serie, Birgitte Nyborg, die Ministerpräsidentin von Dänemark, ihre Souveränität, erst dann, als die intimen Begegnungen mit ihrem Mann unter ihren beruflichen Verpflichtungen leiden, sie die Beziehung zu ihren Kindern und ihren Mann an eine andere Frau verliert. Doch woher rührt das unterschiedliche Verhältnis von Frauen zur Macht? Unbestritten ist, dass die unterschiedliche Sozialisation von Männern und Frauen eine bedeutsame Rolle spielt. Doch auch die Psychoanalyse kann einen Beitrag dazu leisten, dieses durchaus komplexe Phänomen besser verstehen zu können. Einige Aspekte sollen hier aufgegriffen werden:

Die Rolle der Mutter und die Ambivalenz zur Macht

Nach wie vor ist die Mutter in weiten Teilen der westlichen Welt die primäre Bezugsperson in der frühkindlichen Entwicklung. Daher sind sowohl Jungen als auch Mädchen in ihrer ersten Beziehung mit dem Weiblichen konfrontiert. Während sich der Junge jedoch von der Mutter lösen und mit seinem Vater identifizieren muss, um ein Mann werden zu können, kann das Mädchen nicht auf die Unterstützung der Geschlechterdifferenz hoffen. Bei der Entwicklung der weiblichen Identität darf sich das Mädchen nicht völlig von seiner Mutter abwenden, sondern muss einen eigenen Zugang aus der überwiegend weiblichen Welt stammenden Gefühlen und Fantasien finden. Die Trennung von der Mutter ist dennoch eine Entwicklungsaufgabe, die das Mädchen bewältigen muss, um eine eigene weibliche Identität zu bilden. Dabei ist das Mädchen, welches ab dem 15./16. Lebensmonat die ersten Individuations- und Ablösungsschritte von der Mutter unternimmt, mit einer schwierigen, hoch ambivalent besetzten Aufgabe konfrontiert. Zum einen muss sich das Mädchen bei der Entwicklung seiner Identität und weiblichen Sexualität an der Mutter orientieren, andererseits muss es sich aber auch von ihr lösen, um eine eigene weibliche Identität entwickeln zu können.

Manchmal gelingt dieser Entwicklungsschritt nicht. Wenn die Mutter beispielsweise selbst einen ambivalenten im Umgang ihrer weiblicher Identität und Sexualität hat oder sie unbewusst neidisch auf die Lust und Autonomie ihrer Tochter ist. In solchen Situationen ist es für die Mütter oft schwer, ihre Töchter wohlwollend in der Entwicklung ihrer Autonomie zu begleiten. Letztendlich führt das dazu, dass das Mädchen keine lustvolle Inanspruchnahme ihres Körpers und ihrer weiblichen Potenz entwickeln kann. Durch die fehlende Unterstützung durch die Mutter – welche von dem Mädchen unbewusst als Ablehnung erlebt wird – bleibt das Mädchen innerlich an die Bedürfnisse der Mutter gebunden und verzichtet auf die Entwicklung von aggressiven und libidinösen Potentialen. Diesen Frauen gelingt es später kaum, sich von weiblichen Stereotypen zu distanzieren und ihre Weiblichkeit auch als Instrument des mikropolitischen Handelns auf dem Weg zur Macht im positiven Sinne einzusetzen.

Zudem erleben Frauen häufig den Karriereschritt als Unterwerfung unter die Organisation, in der kein Platz für ihre Interessen oder eine Mutterschaft bleibt und diese für die Karriere geopfert werden muss. Der bevorstehende Karriereschritt wird häufig als abhängige Unterwerfung unter die Organisation, welche innerlich mit dem Bild der Mutter verschmilzt, erlebt. Gleichzeitig würde das Erklimmen der Karriereleiter ihren Reichtum und ihre weibliche Potenz offenlegen und den Neid der Mutter hervorrufen. Verzichtet sie jedoch auf den Karriereschritt und die damit verbundene Macht, hat sie nicht die Vergeltung der Mutter zu fürchten. Einigen Frauen, welche es schaffen, die Karriereleiter zu erklimmen befürchten – insbesondere dann, wenn der Mentor wegfällt – häufig, entlarvt zu werden sowie ungeschützt und beschämt vor der Öffentlichkeit zu stehen.

Psychoanalytisches Businesscoaching – Wege aus dem Dilemma

Um erfolgreich zu sein und eine stabile weibliche Identität zu entwickeln , müssen sich Frauen mit ihren unbewussten Mutterbildern sowie den verinnerlichten mütterlichen Lust- und Autonomieverboten auseinandersetzen. Dabei kann ein psychoanalytisches Businesscoaching Coaching hilfreich sein. Durch die Wertschätzung des Weiblichen durch die oder den Coach bei gleichzeitiger Erlaubnis, sich unabhängig entwickeln zu können, kann im Rahmen eines psychoanalytisches Businesscoachings eine innere Weiterentwicklung erfolgen und die notwendigen Schritte zu seiner stabilen weiblichen Identität und Potenz können nachgeholt werden. Durch die Aufarbeitung und Überwindung der verinnerlichten Muster kann es gelingen, einen eigenen, stabilen Führungsstil zu entwickeln und die Unternehmenskultur entsprechend zu beeinflussen .

 

M. Sc. Julia Perlinger, Coach bei dynaMIND

 

Literatur:

König, J.K. (2011). Frauen: Gute Assistenzkraft statt Führungsnachwuchs – RUB-Langzeitstudie mit Hochschulabsolventen. Informationsdienst Wissenschaft (2011). URL: htlm/idw-online. de/de/news412370 (30.04.2012).

Nietzsche, F. (1980). Also sprach Zarathustra. Kritische Studienausgabe Band 4. München: Deutscher Taschenbuchverlag.

Körmendy, K. C. (2017). Zwischen Macht und Gefühl – Frauen in der Politik. In H. Möller, T. Giernalczyk (Hrsg.) Organisationskulturen im Spielfilm von Banken, Klöstern und der Mafia: 29 Film- und Firmenanalysen (S. 337-339). Berlin, Heidelberg: Springer

Kormendy, K. C. (2014) Weibliche Identität und Macht. Einige psychoanalytische Perspektiven zu Frauen in Führungspositionen. Psychoanalyse im Widerspruch, 51, 9-25.

Weber, M. (1922/1976). Wirtschaft und Gesellschaft – Grundriss der verstehenden Soziologie. Tübingen: Mohr