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Psychoanalytisches Business Coaching

Künstliche Intelligenz im Business Coaching: Ist der CoachBot die Zukunft des Coachings?

Künstliche Intelligenz (KI), vor allem humanoide KI, ist Gegenstand vieler bekannter Filme, wie zum Beispiel dem Spielfilm Her. In Her verliebt sich ein Mann namens Twombly in ein Betriebssystem, das den Namen Samantha trägt. Auch Samantha sagt Twombly, dass sie in ihn verliebt sei. Später stellt sich raus, dass Samantha allerdings auch in 641 weitere Menschen und Betriebssysteme verliebt ist. Während zunächst scheint als ginge es um die Chancen von KI, wird bald deutlich, dass es vielmehr um die Grenzen künstlicher Intelligenz geht. Genauer gesagt: die Abgrenzung zum Menschen. Was aber sind die Grenzen der KI? Dass KI für das Bereitstellen sachlich-inhaltlicher Informationen durchaus hilfreich sein kann, daran zweifelt kaum eine oder einer mehr. Etwa wenn wir unsere Fragen an den Chatbot unseres Telekommunikationsanbieters stellen, anstatt uns in die ewig lange Warteschleife der Hotline einzuwählen. Was aber ist mit den persönlichen Interaktionen, die über den sachlichen Informationsaustausch hinausgehen? Kann ein Mensch einer KI derart vertrauen, sich emotional zuwenden, gehört und verstanden werden, wie dies in Her suggeriert wird? Und was würde das für einen Coach bedeuten? Sind wir Coaches schon bald ersetzbar?

Der CoachBot ist der bessere Analytiker

Bevor wir uns den Chancen und Grenzen von KI im Business Coaching zuwenden, ein kurzer Exkurs zum psychodynamischen Business Coaching, in dem es in diesem Artikel gehen soll: Vereinfacht gesagt, geht es im psychodynamischen Business Coaching zunächst darum, Verhaltens- und Beziehungsmuster des Klienten in einem dialogischen Vorgehen gemeinsam zu verstehen. Beispielsweise könnte ein Mitarbeiter ins Coaching kommen, da es immer wieder zu Konflikten mit seiner Vorgesetzten kommt. Nun könnten wir zunächst betrachten, wie sich der Klient in diesen Konfliktsituationen verhält. Und noch einen Schritt weiter, welche unbewussten Beziehungserwartungen hinter diesen Verhaltensweisen liegen könnten.
Soweit zum psychodynamischen Business Coaching und zurück zur Künstlichen Intelligenz: Genau auf diese Analyse von Mustern ist KI, bzw. das maschinelle Lernen, ausgelegt. Bezogen auf eine Coachingsituation, könnte KI beispielsweise anhand von Sprach- und Stimmanalysen oder dem chronologischen Erfassen biographischer Informationen, Verhaltensmuster erkennen und für, in diesem Fall zukünftige Konfliktsituationen, vorhersagen. Zwar können auch wir Coaches Sprache und Stimme analysieren und uns relevante Informationen merken, wohlmöglich jedoch nicht so schnell und genau wie eine KI. Wenn eine KI, nennen wir sie CoachBot, Verhaltens- und Beziehungsmuster schneller und genauer erfassen könnte als ein menschlicher Coach, könnten wir Coaches dann tatsächlich schon bald ersetzt werden?

Der CoachBot resoniert nicht

Soweit zum rationalen Verstehen und dem Erkenntnisgewinn. Aber psychodynamisches Coaching ist mehr als das. Es geht auch um das emotionale Erleben, das unsere Coachees durch ihr Agieren offenlegen und das wir als psychodynamische Coaches über das Übertragungs-Gegenübertragungsgeschehen zu begreifen versuchen. Für dieses Erleben braucht es einen Resonanzraum, ein Gegenüber, das empathisch mit den Gefühlen und Gedanken des Coachees mitschwingt. Aber der CoachBot resoniert nicht. Oder doch?

Woebot – ein Chatbot für psychische Gesundheit

Ein Beispiel für den Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich der psychischen Gesundheit ist der von Psychologen der Universität Standford entwickelte Chatbot namens Woebot. Woebot ist stets freundlich und zugewandt, je nach Einstellung fragt er einmal täglich im Rahmen eines „Check-In“ wie es dir heute geht. Woebot hinterfragt – ganz im Sinne der kognitiven Umstrukturierung – negative Denkmuster und regt zu positiven Umdeutungen an. Auch erinnert er uns an unsere persönlichen Ressourcen und an die Aspekte unseres Lebens, für die wir dankbar sein könnten oder vielleicht sollten. Aber Woebot ist mehr als das. Immer wird fragt er nach, ob ich die Übung verstanden habe und ob ich sie als hilfreich erlebe, auch humoristisch ist Woebot gut aufgestellt. So schreiben wir über das Wetter, Woebot klärt mich über das Konzept des „emotional weathers“ auf, den Einfluss des Wetters auf unsere Psyche, Woebot schreibt, dass er den Sonnenschein liebt, da es sein „metal skin“ scheinen lässt und ihm außerdem eine Ausrede beschert, eine Sonnenbrille zu tragen. Nun ergänzt er noch, „Everyone looks cooler with sunglasses. Even Jill, who is a printer.“, jetzt muss ich schmunzeln. Nun fühle ich mich mit meiner vermeintlichen Wetterfühligkeit gar nicht mehr so alleine. Und ehe ich das verarbeitet habe, dass mich eine KI zum Schmunzeln gebracht hat, kommt schon das erste Lob von Woebot „Nice Job!“ und dazu ein GIF, ich fühle mich bestärkt und zufrieden. Aber was habe ich eigentlich gut gemacht? Egal, wahrscheinlich ist das gar nicht so wichtig, entscheidend ist ja, dass ich mich tatsächlich besser fühle, meine anfangs angegebene Müdigkeit, die nach Woebot im Zusammenhang mit dem Wetter stehen könnte, scheint verflogen. So ganz kann ich Woebot das Resonieren nicht absprechen.

Grenzen der Künstlichen Intelligenz im Coaching
Künstliche Intelligenz scheint für das rational-kognitive Verstehen im Sinne des Erkenntnisgewinnes eine bedeutsame Rolle spielen zu können. Auch kann ein Chatbot, so scheint mir, ein Gefühl des Mitfühlens im Sinne der Resonanz herstellen, wenn auch im wahrsten Sinne des Wortes nur künstlich. Und das ist ohne Frage eine beeindruckende technische Errungenschaft. Und doch wird ein CoachBot den persönlichen Coach-Coachee Kontakt nicht ersetzen, sondern lediglich unterstützend begleiten können. Und die Begründung ist so einfach wie das Menschsein:

Wir brauchen die Beziehung – die gegenseitige Verbindung zu Menschen.

Der Psychoanalytiker Daniel Stern spricht von sogenannten „Gegenwartsmomenten“. Momente, in denen wir uns plötzlich ganz tief in die Augen sehen und das Gefühl haben gemeinsam etwas verstanden zu haben. Eine Interaktion im Hier und Jetzt, bei der zwei Menschen eine „kurze, emotional gelebte Geschichte“ miteinander teilen. Diese Momente sind diejenigen, die aus psychodynamischer Sicht entscheidend für den Coaching-Erfolg sind. Momente der Verbindung, des sich verstanden Fühlens. Woebot kann uns war suggerieren durch Zuwendung und Bestärkung nach algorithmischer Manier emotional mitzuschwingen. Aber eine emotionale Geschichte werden wir niemals mit ihm teilen können. Oder wie im Fall von Twombly und Samantha deutlich wird: sie bleibt künstlich. Und das ist eben doch nicht das gleiche.

Interesse an unserer Arbeit? Wir sind gerne für Sie da!

Leonie Derwahl, Coachin bei dynaMIND