Psychodynamisches Krisen-Coaching für Führungskräfte
Aufgrund der Corona-Krise sind derzeit viele Führungskräfte mit multiplen Herausforderungen konfrontiert und müssen nun mit diesen veränderten Bedingungen auf ökonomischer, sozialer und gesundheitlicher Ebene umgehen. Dies erfordert neben raschen Einschätzungen, auch das Treffen von Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen sowie die Kommunikation, Umsetzung und möglicherweise auch die Revidierung von Handlungsanweisungen.
Äußere und innere Krisen
Auch emotional verlangt die aktuelle Krise den Führungskräften einiges ab. Wir alle wissen, wie schwer es sein kann, seine eigenen Gedanken, Gefühle und Affekte in Krisensituationen zu regulieren und sich ruhig, bedacht und rational zu verhalten. Gerade das wird jedoch von Führungspersonen in Krisensituationen gefordert, um Mitarbeitern Halt und Orientierung bieten zu können.
Doch das ist nicht so leicht: Belastungssituationen wie die Corona-Krise bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, durch die das psychische Gleichgewicht ins Wanken geraten kann. Gelingt es nicht, diese innerpsychische Balance selbst wiederherzustellen, kann ein psychoanalytisches Krisen-Coaching hilfreich sein.
Um eine Idee davon zu bekommen, welche Konzepte auch im psychoanalytischen Krisen-Coaching ihre Anwendung finden, soll sich die Ausführung zunächst auf die Konzepte „Affektregulation“, „Containing“ und „biographische Entwicklungsthemen“ beschränken. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass das psychoanalytische Krisen-Coaching insgesamt vielschichtiger ist – und eine allfällige Krise des Klienten durch diese drei zentralen Begriffe noch nicht vollständig umschrieben sein muss.
Affektregulation in der Krisenberatung
Die mit der aktuellen Krisensituation einhergehenden Veränderungen, der Wegfall des bisher Gewohnten und die damit einhergehende Reduktion von Halt und Sicherheit können auch bei Führungspersonen Angst auslösen. Besonders heikel ist dabei die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Situation, die bei Führungskräften zur Schockstarre, also einer völligen Handlungsunfähigkeit, führen kann.
Vor allem für jene Führungspersonen, welche starke Emotionen erleben und sich mit Krisensituationen subjektiv überfordert fühlen, kann ein psychoanalytisches Krisen-Coaching sehr nützlich sein. Dabei nimmt der Coach eine spiegelnde Funktion ein und stellt die Gefühle des Klienten in einen größeren Zusammenhang. Dadurch hilft er der Führungskraft, nicht permanent in einem emotionalen Ausnahmezustand zu verharren, sondern die inneren Zustände zu verstehen, zu bewerten und einzuordnen. Der Coach übernimmt also eine regulative Funktion, die der Führungsperson in der Krise in bestimmten Momenten nicht genug zur Verfügung stehen mag. Dadurch schafft der Coach neue Kapazitäten, die die Führungskraft nicht nur entlasten, sondern sie auch wieder handlungsfähig machen.
„Containing“ als Form des emotionalen Lernens
Um Führungskräfte in der Krisenbewältigung zu unterstützen und sie emotional zu entlasten, nimmt auch der psychoanalytisch geschulte Coach die bewussten und unbewussten Botschaften des Klienten auf, achtet dabei auf eigene antwortende Gefühle und Erinnerungen und gibt sie diesem in einer abgemilderten Form zurück. Dabei lässt er sich durch das Nichtverstehbare, Zweifelnde, Bedürftige und Frustrierende des Klienten berühren, arbeitet diese Inhalte gleichsam durch und gibt sie dem Klienten in verdaulichen Dosen zurück. Dadurch kann die Führungskraft bisher Unverstandenes oder gar Abgespaltenes besser erkennen, integrieren und sich dadurch emotional beruhigen. Dies ermöglicht es dem Klienten, sich nun wieder der Welt und den damit verbundenen aktuellen Herausforderungen stellen und diese möglicherweise sogar als Chance begreifen zu können.
Biographische Entwicklungsthemen
Um aus der Krise gestärkt herauszugehen, ist es außerdem notwendig, sich selbst in Bezug zur aktuellen Krisensituation in Frage zu stellen. Denn die subjektive Bewertung einer Krisensituation hängt jeweils mit der biographischen Entwicklung, der Persönlichkeitsstruktur und den eigenen u.a. konflikthaften Themen der Führungskraft zusammen. Diese Themen sind der Führungskraft jedoch meist nicht bewusst, wirken in ihr unverarbeitet weiter und führen aktuell zu einer Überforderung der bisherigen Abwehr- und Verarbeitungsmechanismen. Im Rahmen eines psychoanalytischen Krisen-Coachings wird gemeinsam danach gefragt, welche Entwicklungsthematik durch die Krise reaktiviert wird und welche unbewussten Motive, Wünsche, Ängste, Verbote, Antriebe oder Bedürfnisse damit in Verbindung stehen. Dazu wird ein entsprechender Fokus gebildet, der neben der aktuellen, bewussten Problemsituation auch die zentralen unbewussten Motive und Hintergründe beinhaltet. Darüber hinaus umfasst der Fokus auch die Richtung, in der eine Lösung der aktuellen Krisensituation zu erwarten ist. Sofern die Führungsperson dazu bereit ist, kann ihr dieses Material zur Verfügung gestellt werden. Dabei werden erste Bezüge zwischen der äußeren Situation und dem inneren Konfliktthema hergestellt. Ziel ist es, die Führungsperson darin unterstützt, sich in Bezug zur aktuellen Krisensituation besser zu verstehen und einen größeren Handlungsspielraum für bewusste Entscheidungen zu erlangen.
Julia Perlinger, Coach bei DynaMind
Wenn Sie als Führungskraft Unterstützung in der aktuellen Krisensituation suchen wenden Sie sich gerne an uns. Wir coachen auch im Videokontakt und am Telefon.