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Psychoanalytisches Business Coaching

Die immense Bedeutung von Kreativität.

In unserem dreiteiligen Artikel geht es um Kreativität. Wir fragen uns,

  • warum Kreativität wichtig ist
  • was uns zu schöpferischem Handeln bewegt
  • wie wir mit Kreativität aus der aktuellen Krise kommen
  • und wie Kreativität im Unternehmen gefördert werden kann

Der wiederholte Sputnik Schock!

Im letzten Jahr hat das Coronavirus SARS-CoV-2, dass sich schnell als Covid-19-Pandemie über den gesamten Globus ausgebreitet hat, unser Leben massiv beeinflusst. Die Bevölkerung musste im Lockdowns mit weitreichenden Veränderungen umgehen. Es gibt Kontaktbestimmungen. Für nicht systemrelevante Berufsgruppen wird der Arbeitsplatz ins Homeoffice verlegt. Die Schulen und die Arbeitgeber digitalisieren die Kommunikation. Es werden zu diesen neuen Bedingungen viele kreative Beträge, wie Videos und Comics, auf sozialen Plattformen wie Facebook geteilt. Und auch im globalen Wettbewerb wird versucht, durch kreative Innovation der Pandemie entgegenzutreten. Wissenschaftler forschen in bisher ungewohnter Geschwindigkeit, um einen Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln. Der Coronavirus Impfstoff Tracker der New York Times listet im August 2020 175 Impfstoffprojekte auf.

Und dann kam im Sommer die Meldung aus Russland, es lässt den ersten Coronavirus-Impfstoff zu (bevor das Testprogramm abgeschlossen wurde). Die Russen nennen den neu entwickelten Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 Sputnik V.

Das sagt viel über die Bedeutung von Kreativität für ein Land aus. Die Russen erinnern mit dieser Namensgebung daran, dass sie schon einmal den anderen Mächten an Innovation überlegen waren. Im Oktober 1957 sendete die damalige UDSSR den ersten Satelliten, genannt Sputnik I, in die Umlaufbahn der Erde. Das führte dazu, dass die bis dahin technologisch überlegene USA den sogenannten Sputnik Schock erlitt. Die USA investierte von nun an verstärkt in Technologie und Forschung, um den Nachteil aufzuholen. Durch dieses Ereignis gewann die Kreativitätsforschung an Bedeutung (Spiel & Westmeyer, 2004, p. 9). Ein weiteres wichtiges Ereignis für die Kreativität war die Rede von J.P. Guilford im Jahr 1950, die er zu seinem Antritt als Präsident der American Psychological Assoziation hält (Westmeyer). Er stellt Kreativität als DIE WICHTIGE Ressource vor, zu der wissenschaftlich geforscht werden sollte.

Auch heute 70 Jahre nach der Rede von Guilford sind Unternehmen gezwungen dem internationalen Wettbewerb standzuhalten, indem neue oder optimierte Produkte entwickelt werden. Diese Produkte sollen schneller auf den Markt gebracht werden, besser noch – neue Märkte eröffnen und Kundenbedürfnisse gezielter befriedigen. Dabei gilt es die Kosten der Produkte durch kontinuierliche Optimierung der Entwicklung, Produktion und des Vertriebs zu drosseln. Wirtschaftlich gesehen, verspricht Kreativität also Vorteile im internationalen Wettbewerb. Aus Sicht der Mitarbeiter sind Flexibilität und Offenheit für Neues in großem Maße gefragt, um sich auf die Veränderungen des Marktes einzustellen und kreative Anpassungs- oder Innovationsleistungen zu vollbringen.

In der Coronakrise wird das zugespitzt sichtbar, da immense Veränderungen und damit auch Anpassungsleistungen plötzlich und unerwartet erfolgen müssen – obwohl manch einer das Gegenteil spürt, nämlich Schockstarre und Angst, angesichts der bedrohlichen Lage.

Kreativität ist ein Konstrukt, dass aus vielen Perspektiven betrachtet werden kann und auch aus zu unterscheidenden Teilen besteht. Von selbst genähten Gesichtsmasken, über Comics zur politischen Lage, bis hin zu Sputnik 1 bis 5 , vom kleinen Lächeln, hervorgerufen durch die kreative Sicht auf die Welt, bis hin zum Wirtschaftsgut Kreativität. Ich nutzte hauptsächlich das Wort Kreativität. Wenn es um das kreative Produkt geht, ist auch das Wort Innovation passend. Doch was ist Kreativität nun überhaupt?

Was ist Kreativität überhaupt?

Kreativität besteht in der Definition nach Guilford in der Fähigkeit zu divergentem Denken (also offen und unsystematisch, spielerisch). Divergentes Denken unterteilt Guilford in vier Komponenten, das Problemverständnis, die Flüssigkeit des Denkens, die Originalität und die Flexibilität. Neben dem divergenten, schöpferischen Denken, nennt er noch Elaboration als wichtigen Faktor, der bestimmt in welcher Art und Weise kreative Lösungen ausgestaltet werden. Guilford definiert Kreativität als Fähigkeit und somit als Personenmerkmal (Seligman, Rashid, & Parks).

Der Psychologe Csikszentmihalyi beschreibt Kreativität als ein Zusammenspiel von System, Domäne und anerkannter Umwelt und geht mit seiner Definition über Beschreibung von Kreativität als Persönlichkeitsvariable hinaus (Csikszentmihalyi, 1996).

Sternberg and Lubart (1999, pp. 3-15) bezeichnen Kreativität als das Schaffen von Werken, die sowohl neuartig, als auch angemessen sind. Es reicht demnach nicht aus etwas Neues zu schaffen, das Neue muss auch nützlich und brauchbar sein, um als kreativ zu gelten.

Theresa Amabile unterteilt in ihrer Componential Theory of Creativity die Kreativität in vier Komponenten. Drei Komponenten liegen in der Person, wie die Expertise, die eine Person in einem Bereich hat, der Persönlichkeitsstil, wie zum Beispiel Offenheit für Erfahrungen, Flexibilität und Unabhängigkeit und die intrinsische Motivation für eine Aufgabe. Hinzu kommt laut Amabile die Komponente des gesellschaftlichen Umfeldes als vierte Variable, die von außen dazu kommt (Amabile, 1996).

Eine gängige Einteilung von Kreativität unterscheidet zwischen außergewöhnlicher Kreativität (Big C) und alltäglicher Kreativität (small c) (KAUFMAN & STERNBERG). Alltägliche Kreativität ist von persönlichem individuellem Nutzen des kreativen Individuums, das einen Vorteil davon hat, Probleme kreativ zu lösen und Erfahrungen zu verarbeiten. Wie zum Beispiel bei der Improvisation, die sowohl beim Kochen als auch am Arbeitsplatz gebraucht wird (Stein, 1953). Währenddessen wird die außergewöhnliche kreative Leistung dann anerkannt, wenn sie einen Nutzen hat, der über das Wohl des einzelnen Menschen hinausgeht und für andere Menschen bedeutsam ist (Boden, 2004).

Der Wissenschaftler Mel Rhodes teilte die Kreativität in vier Elemente. Die kreative Person, den kreativen Prozess, das kreative Produkt und das kreative Umfeld beschreiben allesamt Faktoren, die Kreativität fördern oder Voraussetzung für Kreativität sind (Rhodes, 1961, pp. 305-310). Ein Kunstwerk oder eine Innovation entstehen also immer in einer bestimmten Kultur zu einer bestimmten Zeit. Einerseits bewertet das Umfeld das kreative Produkt und entscheidet damit, ob eine Neuerung als kreativ gesehen wird. Gleichzeitig leben wir in einer sich ständig verändernden Umwelt und wir sind gezwungen durch Veränderung zu reagieren und passen uns durch kreative Veränderungsleistung an.

Durch das Auftreten von dem Coronavirus SARS-CoV-2 ist die äußere Umgebung verändert. Die Art wie wir soziale Kontakte leben, wie wir Kultur genießen, wie wir lieben und sterben…vieles ist neu. Wir verhalten uns im sozialen Kontakt distanzierter und aufmerksamer als früher. Die wirtschaftlichen nationalen Auswirkungen werden europäische und globale Folgen haben. Wie Länder in der Krise miteinander umgehen, beeinflusst die Beziehungen nicht nur in der Krise, sondern auch darüber hinaus. Es macht einen Unterschied, ob in Panik und Verzweiflung der naheliegendste, schnellste Weg gewählt wird oder ob Aufwand und Zeit in die kreative Entwicklung einer hilfreichen Neuerung investiert wird. Die jüngste Krise suggeriert, dass sich die Investition in Kreativität lohnt.

„Es ist eine Frage der Gesellschaften, ob sie insgesamt bereit sind, größer und weiter zu denken, als über den einen Tellerrand.“ (Frank Richter)

Die Krise beweist uns, dass es nur miteinander geht und doch wird durch Knappheit der Wettbewerb angetrieben. Wie müsste eine Globalisierung aussehen, die einen friedlichen Umgang der Länder sichert? Das Coronavirus hat unsere Verletzlichkeit vor Augen geführt. Was macht das mit unserem Umgang miteinander? Der Lockdown hat uns beschränkt. Wie verwende ich meine Zeit? Wird kapitalistisches Wachstum unendlich möglich sein? Was sind die Vorteile der Digitalisierung und inwieweit beeinflussen die digitalen Medien unsere Wahrnehmung und damit unsere Wirklichkeit? Es gibt genug zu gestalten. Wir haben einen reichen Erfahrungsschatz, doch ist meine Hoffnung, dass wir nicht einfach nur Zukunft gestalten, indem wir vorhandene Daten hochrechnen, sondern dass wir kreativ sind und einen kleinen (wenigstens gedanklichen) Sprung über vorhandenes hinaus ins Neue wagen.

 

Eva Weisse, Coach bei dynaMIND

 

 

Literaturverzeichnis

Amabile, T. M. (1996). Creativity in context: Update to“ The Social Psychology of Creativity.“. 

Boden, M. A. (2004). The creative mind: Myths and mechanisms: Psychology Press.

Csikszentmihalyi, M. (1996). Flow and the psychology of discovery and invention. New Yprk. In: Harper Collins. http://www. bioenterprise. ca/docs/creativity-bymihaly ….

KAUFMAN, J. C., & STERNBERG, R. J. The Cambridge Handbook of Creativity.

Rhodes, M. (1961). An analysis of creativity. The Phi Delta Kappan, 42(7), 305-310.

Seligman, M. E., Rashid, T., & Parks, A. C. Peterson, C., & Seligman, MEP (2004). Character strengths and virtues: A handbook and classification. Washington, DC: American Psychological Association and Oxford University Press. American Psychologist, 51, 1072-1079.

Spiel, C., & Westmeyer, H. (2004). Kreativität: Eigenschaft oder Relation. M. Held, G. Kubon-Gilke, R. Sturm, Jahrbuch Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik, 255-279.

Stein, M. I. (1953). Creativity and culture. The journal of psychology, 36(2), 311-322.

Sternberg, R. J., & Lubart, T. I. (1999). The concept of creativity: Prospects and paradigms. Handbook of creativity, 1, 3-15.